
Michael Köhler
WISSEN
Feuer an Bord: Elektrik
Die größte Katastrophe an Bord ist Feuer!
Bei einem Brand an Bord können wenige Minuten lebensentscheidend sein. Es entsteht sofort giftiger Rauch, der sich schnell ausbreitet. In so einem Augenblick zahlen sich sowohl ein guter Brandschutz als auch die Schulung im richtigen Umgang mit den Brandschutzmitteln aus!
Wo ist die Gefahr?
Moderne Yachten geben viele Möglichkeiten
Es gehen weltweit mehr Schiffe durch Brände verloren als durch Wassereinbruch. Die Liste der technischen Defekte und menschlichen Unachtsamkeiten ist erschreckend lang. Auch werden Brände an Bord oft erst spät entdeckt und die Folgen können verheerend sein.
Der „ExpertenTipp“ gibt einen kurzen Einblick in
- Brandursache
- Brandschutz
- Brandklassen
- Brandbekämpfung
- Was kann ich nun tun?
Der ExpertenTipp erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit oder alleinige Richtigkeit.
Die Gefahrenquellen an Bord sind sehr vielfältig
Es gibt viele Möglichkeiten für Brände an Bord. Von einfach nur „Pech gehabt“, wie z.B. eine umgekippte Kerze auf dem Salontisch bis hin zu Gasbränden. Die häufigsten Brandursachen sind jedoch:
Elektrobrände
Ob es die Kabel sind, die hinter Wandverkleidungen oder Schalttafeln verbaut sind oder die Bord-Batterien, die nicht sachgemäß angeschlossen wurden – für Elektrobrände gibt es viele mögliche Quellen. Daher ist es extrem wichtig, Brandgerüchen sofort auf den Grund zu gehen. Wird der Brand rechtzeitig erkannt, so lässt sich in der Regel der Vollverlust der Yacht vermeiden.
Fettbrände in der Pantry
Gerade beim Kochen passiert es schnell, dass sich das Fett in der Pfanne überhitzt und eine offene Flamme entsteht, die schnell um sich greift. Ist umgehend das richtige Löschmittel gewählt und zur Hand, können oft größere Schäden vermieden werden.
Motorbrände
Im Motorraum entsteht oft eine sehr hohe Hitze – kombiniert mit undichten Kraftstoffleitungen oder anderen brennbaren Materialien kann das fatale Folgen haben.
Brandursachen
Brandschutz
Wenn es brennt, ist es meist schon zu spät
Schon bei der Ausrüstung einer Yacht ist es empfehlenswert, sich intensiv Gedanken über den Brandschutz zu machen. Das umfasst beispielweise
- Brandanlagen / Feuerlöscher
- Fluchtwege
- brandhemmende Schotten
Empfehlenswert ist auch, die Crew ausführlich in die Brandbekämpfungsmaßnahmen an Bord einzuweisen.
So können mit hoher Wahrscheinlichkeit:
- eine Brandentstehung verhindert werden
- Brände von der Crew wirksam und eigenständig bekämpft werden
- die Notrolle für „Feuer an Bord“ umgehend eingeleitet werden
Richtig reagieren bei Feuer an Bord
Wer bei einem Brand den kühlen Kopf bewahrt und richtig reagiert, kann das Leben seiner Crew und sich selbst retten. Um die richtigen Maßnahmen zu ergreifen, ist es entscheidend die Art des Feuers zu kennen. Je nach Ausdehnung des Brandes besteht die Gefahr, dass mit Bordmitteln die Yacht nicht mehr zu retten ist. In diesem Fall sollte, zum Schutz der Crew, die Notrolle „Feuer an Bord“ umgehend eingeleitet werden.
Für die Brandbekämpfung an Bord stehen unterschiedliche Feuerlöscher und -Systeme zur Verfügung, die in sogenannte Brandklassen eingeteilt sind. Die richtigen Maßnahmen bei einem Brand an Bord zu wählen ist elementarer Bestandteil der Brandbekämpfung.
Die unterschiedliche Brandklassen:
Brandklassen
BRANDKLASSE A
Brände fester Stoffe
Dies sind hauptsächlich Stoffe organischer Natur, die normalerweise unter Glutbildung verbrennen. Beispiele: Autoreifen, Holz, Kohle, einige Kunststoffe, Papier und Textilien.
BRANDKLASSE B
Brände von flüssigen oder flüssig werdenden Stoffen
Beispiele: Alkohole, Benzin, Lacke, Öle, Fette, Harze, die Mehrzahl der Kunststoffe, Teer, Wachse.
BRANDKLASSE C
Brände von Gasen
Beispiele: Acetylen, Methan, Propan, Stadtgas, Wasserstoff.
BRANDKLASSE D
Brennbare Metalle
Beispiele: Aluminium, Kalium, Lithium, Magnesium, Natrium und deren Legierungen.
BRANDKLASSE F
Brände von Speiseölen und Speisefetten
Beispiele: Pflanzliche oder tierische Öle und Fette
Brandbekämpfung
Die unterschiedlichen Löschmittel richtig eingesetzt
Jedes Löschmittel besitzt eine Hauptlöschwirkung und eventuelle Nebenlöschwirkungen. Die falsche Auswahl des Löschmittels kann fatale Folgen haben! So reagieren einige chemische Stoffe mit Wasser. Bei chemischen Löschmitteln werden bei hohen Temperaturen bisweilen Moleküle aufgebrochen und gehen neue Verbindungen ein. Mögliche Folgen sind Explosionsgefahr oder Säurebildung. Hier sind die gängigsten Arten aufgeführt:
Wasser
Die Wirkung von Wasser besteht in seinem hohen Wärmebindungsvermögen. So bekämpft nicht die Feuchtigkeit, sondern die Kühlung den Brand.

Pro
-schnell
-vorhanden
-günstig
Contra
-nicht für Fettbrände geeignet
Pulverlöscher
Die Wirkung beruht auf seiner Fähigkeit, Radikale an sich zu binden und dadurch die laufende Reaktion zu unterbrechen



Pro
-schnelle Löschwirkung
-geringe Gefahr der Rückzündung
-günstig
Contra
-starke Verunreinigung
-schwer zu reinigen
Fettbrandlöscher
Das Löschmittel wirkt rasch, zuverlässig, aber nicht rückstandsfrei

Pro
-schnell & zuverlässig
Contra
-nur für Fettbrände geeignet
-starke Verunreinigung
CO2-Löscher
Die Wirkung beruht auf der Verdünnung des Sauerstoffgehaltes der Umgebungsatmosphäre.

Pro
-es entsteht keine Verunreinigung
Contra
-örtlich begrenzte Löschwirkung
-Löscher groß und schwer in der Handhabung
Schaumlöscher
Schaumlöscher verhindern eine schnelle Brandausbreitung. Zudem werden Rückzündungen weitgehend unterdrückt.


Pro
-schnell
-geringere Verunreinigung
-günstig
Contra
-nicht für Fettbrände geeignet
-eingeschränkte Löschwirkung
Löschdecke
Die Löschwirkung entsteht durch die Trennung von Sauerstoff und brennbarem Stoff.



Pro
-schadenfrei einsetzbar
-schnell
-mehrfach verwendbar
Contra
-in Verbindung mit Kunststofffasern hoher Personenschaden
Aerosol
Im Brandfall kann ein Aerosol-Löschsatz elektrisch, thermisch oder auch manuell ausgelöst werden. Der Reaktionsprozess erzeugt Kaliumcarbonat, das als Feststoffaerosol austritt. Durch eine chemische Reaktion des Aerosols in der Flamme werden freie Radikale gebunden, es kommt zu einer Unterbrechung der Kettenreaktion des Verbrennungsprozesses. Weiterhin wird der Flamme auf molekularer Ebene Energie entzogen.




Pro
-schnell
-automatischer Einsatz möglich
-rückstandsfreie Löschung
-für die meisten Brandklassen geeignet
Contra
-teuer in der Anwendung
-meist nur als Löschsystem vorhanden
-Installation durch Fachmann
Vorbereitung: Setzen Sie sich mit dem Thema auseinander
Auch wenn ein Feuer an Bord selten eintritt, so heißt es gut vorbereitet zu sein.
Hier noch einmal ein paar Tipps:
- Löschmittel immer einsatzbereit
- Notrolle „Feuer an Bord“ definieren
- Übung macht den Meister (an Brandübungen teilnehmen)
- Bordausrüstung überprüfen
- Brandschutzkonzept mit Fachmann erarbeiten
Was kann ich tun?
Bildquellen: Sailpartner GbR, Pixabay